Mai 7, 2014

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Die Anatomie des Dirndls

Die Anatomie des Dirndls

Niemand kauft ein Dirndl, um es nur anzuziehen. Klar, das ist der primäre Zweck. Aber anziehen kann man auch eine Jeans oder ein Kleid. Nein, ein Dirndl soll mehr sein. Es soll uns sichtbar machen. Es soll oft auch Zugehörigkeit zur Gruppe, Respekt vor Tradition, oder einfach nur Liebe zur Form zum Ausdruck bringen. Aber vor allem soll es kommentiert und besprochen worden! Wer sich nach stundenlangem Ringen zwischen Varianten ein Dirndl ausgewählt – oder sogar in tagelanger Fleißarbeit selber genäht – hat, möchte sich wohl mit anderen Dirndlträgerinnen darüber austauschen.

Und damit du gerade dabei auch fachmännisch – beziehungsweise „fachmädlisch“ – mitreden kannst, wollen wir in diesem Artikel auf die genaue Bezeichnung für die einzelnen Elemente im Dirndl eingehen. Wörter wie „das Teil“ und „dies hier“ sind von nun an verboten. Wir wollen wissen, wie dies und das ganz genau heißt – und nicht nur auf Hochdeutsch.

stockerpoint-trachten-dirndl-sandy2-sc195kiwi-schwarz-70cm-f530b3f5d183fcDreiteiler

Das Elementare vorneweg: Ein Dirndl besteht im Wesentlichen aus drei Teilen – das Kleid, die Bluse, und die Schürze. Im Bairischen heißt „das Dirndl“ wohlgemerkt eigentlich ein „Dirndlgewand“ – denn das Wort Diandl bezieht sich in erster Linie auf das Mädchen und in der zweiten Bedeutung auf das Dirndlkleid. Nur Diandlgwand – Kurzform Gwand – umschließt alle drei Teile im Sinne der Tracht. Auf Bairisch ist übrigens die Dirndlbluse d‘ Diandl-Blusn, das Dirndlkleid s‘ Diandlkloal, und die Dirndlschürze d‘ Diandlschirzn.

Dirndlkleid

Das Dirndlkleid besteht aus zwei Teilen: dem Rock und dem Mieder. In der traditionellen Tracht nennt sich das Mieder mit angeschlossenen langen Ärmeln auch ein Leiblgwand. Vorne am Mieder befindet sich die dirndltypische Schnürung – ob rein dekorativ oder vollfunktional –, die sich wiederum aus einer Kette und Haken zusammensetzt. Vertikal neben den Haken sowie rund um den Ausschnitt und den Träger des Mieders befinden sich meist Bordüren, die Borten genannt werden. Teilweise verzieren hier den Rand aus Rüschen. Die klassisch viereckige, tiefe Ausschnittform beim Dirndl heißt übrigens der Kastenauschnitt. Denn es geht bei der Anatomie des Dirndls fast immer um eine besondere Stelle der weiblichen Anatomie: Das Dekolleté.

stockerpoint-trachten-dirndlbluse-b7071-weiss-aDirndlbluse

Bei der Dirndlbluse spricht man zu allererst von der Form: Sie ist entweder klassisch – also mit Schultern – oder Carmenstil, also schulterfrei. Unter dem Ausschnitt zwischen den Brüsten befindet sich meist ein sogenanntes Raffband, das das Material zusammenheftend in Falten legt und einen schönen Busen formt. Die klassischen Blusen-Ausschnitte sind entweder der mit einer leichten V-Form oder der rechteckige „Balkonett“-Ausschnitt. Der andere wichtige Bereich der Bluse sind die Ärmel, generell entweder kurz (bis zum Oberarm) oder halblang (bis zum Ellenbogen). Fast alle Dirndlblusen haben Puffärmel. Viele haben Stickereien an den Ärmelabschlüssen oder „Volants“: angenähte Stoffbesätze, die im Gegensatz zu Rüschen glatt abfallen. Viele moderne Dirndlblusen haben leichtere Ärmel – etwa aus Spitze.

stockerpoint-trachten-dirndlschuerze-sc195royale-bDirndlschürze

Die Anatomie der Dirndlschürze ist maßgeblich von dem Dirndlrock bestimmt: Die Schürze soll nämlich immer weniger Zentimeter über dem unteren Saum des Rockes enden. Wichtig ist bei allen Schürzen, egal ob kurz oder lang, der Bund. Das Band ist lang, damit eine ordentliche Schleife an verschiedenen Stellen gebunden werden kann. Unter dem Band soll der obere Schürzenrand gesmoked sein. Das heißt, dass der Stoff in kleinen Fältchen oder Reihen mit Zierstichen festgehalten wird. Durch „Smok“ wird der Bund stabiler, schneidet nicht ein und rutscht nicht so leicht das Dirndlmieder herauf.

Jetzt kennen wir also unsere Dirndl viel besser und können richtig Komplimente austauschen, von Fachmadl zu Fachmadl, ohne dass es falsch aufgefasst wird. Schicke Borte! Fesches Balkonett! Geiler Kasten!

Schöne Dirndl – mit detaillierten Beschreibungen – findet ihr übrigens zu Hauf hier.

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